Das Grand Carillon
Die Geschichte eines
nordamerikanischen Glockengiganten - Teil I
Von Jeffrey Bossin
1925 stiftete der amerikanische Millionär John D.
Rockefeller Jr. ein Carillon für den Turm der Park Avenue Baptist
Church in der
Stadt New York. Ein Carillon? Bis 1922 gab es ein einziges Instrument
mit einem
herkömmlichen Stockspieltisch in Nordamerika. Die 25 Glocken
für die Holy
Trinity Church in Philadelphia, Pennsylvania, stammten aus der
Werkstatt des
belgischen Gieflers Severinus van Aerschodt, der sie 1883 geliefert
hatte.
Ansonsten war das Carillon in der Neuen Welt bis 1922 noch völlig
unbekannt.1
Dann wurden bis 1941 auf einmal 51 von den Instrumenten in Kanada und
den USA
gebaut, zehn davon alleine in den vier Jahren 1922 bis 1925. Woher
stammte
dieses starke Interesse und warum entstand es so plötzlich? Das
ungewöhnliche
Zusammentreffen von drei Faktoren war dafür verantwortlich: die
Begeisterung
eines Amerikaners für das europäische Instrument, das
Wetteifern zweier
konkurrierender Glockengieflereien und - horribile dictu - ein Krieg.
Der Mann
hieß William Gorham Rice. Der Amerikaner hatte sich auf seinen
Reisen durch Holland und Belgien vom Carillon faszinieren lassen und
seit 1911
zahlreiche Türme besucht und Instrumente besichtigt. Er wurde ein
glühender
Anhänger von der Carillonkunst und deren führendem
Exponenten, dem renommierten
belgischen Carillonneur Jef Denyn.
Rices Bücher Carillons
of
Belgium
and
Holland, The Carillon in
Literature und Carillon Music
and Singing Towers of
the Old World and the New, seine Artikel in den beliebten
Zeitschriften The
Musical Quarterly, Art and
Archeology und National
Geographic, seine vielen
Vorträge und die Ausstellung über das Carillon, die er
für das Smithsonian
Institut in Washington D.C. organisierte, machten immer mehr seiner
Landsleute
mit dem Carillon über mehrere Jahre hinweg bekannt.2 Die schönen
Abbildungen und
Beschreibungen von dem exotischen Musikinstrument in den hochragenden
Türmen
der verträumten niederländischen und belgischen Städten
sprachen die Menschen
sehr an.
Gerade als sein erstes Buch erschien, brach der
Weltkrieg aus. Die
heftigsten Kämpfe tobten in Belgien und Nordostfrankreich. Die
Allierten und
die angelsächsische Welt richteten die Augen auf dieses Gebiet,
das zugleich
die Wiege des Carillons ist. So war es kein Zufall, daß ein
Carillonkonzert von
Jef Denyn zum Programm des Staatsbesuches gehörte, den der
amerikanische
Präsident Woodrow Wilson zusammen mit mehreren Senatoren nach dem
Krieg in
Belgien 1919 unternahm. Die Amerikaner gründeten die Commission
for the Relief
of Belgium, um beim Wiederaufbau des verwüsteten Landes
finanzielle Hilfe zu
leisten. Hochstehende Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft
und Wirtschaft
beteiligten sich daran. Viele von ihnen hatten auch Umgang mit Rice
durch seine
Stellung als Sekretär von zwei Gouverneuren des Bundesstaates New
York und als
Kommissar im Dienste der US Regierung 1895-1898 und des Bundesstaates
New York
1915-1937. Ihm gelang es, die Neugier dieser Menschen für das
Carillon zu
wecken, und das Carillon wurde plötzlich ein beliebtes
Stiftungsobjekt der
Wohlhabenden der Neuen Welt.
Seit kurzem waren zwei englische
Glockengießereien erstmals in der Lage die rege Nachfrage nach
Instrumenten zu befriedigen. John
Taylor and Company hatte mit Hilfe der Forschung von dem Kanoniker
Arthur
Simpson auf dem Gebiet des Glockenstimmens mit der Herstellung von
Carillons um
die Jahrhundertwende begonnen. 1921 folgte die Firma Gillett &
Johnston,
vertreten durch Cyril Johnston. Diese war 1844 als Turmuhrfabrikant
gegründet
worden und hatte 1877 mit dem Glockengufl und um 1906 mit dem Stimmen
nach
Simpsons Erkenntnissen angefangen. Beide Gießer boten ihren
Kunden nun nicht
nur Geläute sondern auch Carillons an. Nach Ende des Ersten
Weltkrieges stellte
das aufwendige Musikinstrument für viele Menschen eine
Möglichkeit dar, den
Gefallenen ein grofles, würdiges aber vor allem auch
lebensbejahendes Denkmal zu
setzen. Der Ruf nach einem Gedenkcarillon wurde an mehreren Orten in
den
angelsächsischen Ländern laut. 1923 gofl Taylor seine ersten
beiden für die
Mostyn House School in Parkgate, England und die Philips Academy in
Andover,
Massachusetts. Sie sind dem Andenken der gefallenen Absolventen
gewidmet. Ein
drittes, diesmal für einen freistehenden Turm in Queens Park,
Loughborough,
England, wurde 1924 gebaut. Bald folgten noch weitere dieser
sogenannten War
Memorial Carillons:
1925 Norfolk War Memorial, Simcoe, Kanada
1927 Toronto University Soldiers' Tower, Toronto, Kanada
Peace Tower des Parlamentsgebäudes, Ottawa, Kanada
1928 Mayo Klinik, Rochester, Minnesota, USA
Memorial Building, Norwood, Massachusetts, USA
Universität von Sydney, Sydney, Australien
Bibliothek der Katholischen Universität, Löwen, Belgien
1932 Byrd Park, Richmond, Virginia, USA
National War Memorial, Wellington, Neuseeland
Darüberhinaus schenkten viele vermögenden Bürger Kirchen, Schulen und Universitäten Instrumente, oft im Andenken an verstorbene Familienmitglieder.3 Die Tatsache, daß der amerikanische Präsident Calvin Coolidge Konzerte auf dem Carillon von Cohasset, Massachusetts, 1923 und 1925 besuchte, zeigt, welche Bedeutung dem Instrument in der damaligen Gesellschaft beigemessen wurde.4
Das erste Grand Carillon: das Kind eines Millionärs
Auch der
Großindustrielle John D. Rockefeller Jr. erlag
der Faszination für das neuentdeckte Glockeninstrument und
entschlofl sich, der
Park Avenue Baptist Church in der Stadt New York ein Carillon zu
schenken. Die ersten Pläne datieren aus dem Jahr 1921. Rockefeller
beauftragte den Organisten Frederick Mayer, der die Anfertigung des
zwölfstimmigen Glockenspiels für die renommierte West Point
Military Academy
überwacht hatte, mit dem Entwurf des Instruments. Drei Tage nach
der Einweihung
des ersten der modernen englischen Carillons für die USA im Juli
1922 eilte
Rockefeller nach Gloucester, Massachusetts. Dort besichtigte er das
neue
Taylor-Instrument und liefl sich ein Privatkonzert darauf geben. Zwei
Monate später
stiftete er $500 für den Ankauf zusätzlicher Glocken für
dieses Carillon. Er
stellte auch ein Komitee zusammen, das der Frage nach dem geeignetesten
Giefler
für sein eigenes Instrument nachging. Das Gremium empfahl die 1870
gegründete
Meneely Bell Company in Troy, New York, die zwar keine Carillons aber
dafür
zahlreiche Glockenspiele mit meistens acht bis zwölf Stimmen
gebaut hatte. Doch
der Preis erschien Rockefeller zu hoch, und Meneely weigerte sich
darüber zu
verhandeln. Rockefeller wandte sich an die englischen Gießer, die
ihm wegen
ihrer billigeren Arbeitskräfte ein niedrigeres Angebot machen
konnten. Er
führte Gespräche mit Taylor, und dieser schlug ihm ein
Carillon mit 35 Glocken
vor. 1923 besuchte er die Gillett & Johnston Giesserei. Diese
unterbot
Taylor und bekam den Auftrag, zunächst für ein Carillon mit
42 Glocken.5
Schon
Ende Juni 1924 goß die Werkstatt eine der großen Glocken.
In dieser Zeit wurde
die Stadt New York von mehreren kleinen und mittelgroflen Instrumenten
allmählich eingekreist: das von Plainfield, New Jersey, hatte 23,
Andover und
Gloucester, Massachusetts, 30 bzw. 31 und Morristown, New Jersey, 35
Glocken.
Bald erfuhren Rockefeller und Mayer, daß Gillett & Johnston
dabei waren,
ihr Carillon in Cohasset, Massachusetts, auf 43 Stimmen zu erweitern.
Damit
würde es genauso groß wie Rockefellers werden. Das war dem
ehrgeizigen Mayer
nicht recht, und er stachelte Rockefeller dazu an, ein noch
größeres Carillon
bauen zu lassen. Dieser nahm den Vorschlag bereitwillig an. Als einer
der reichsten
und prominentesten Unternehmer der amerikanischen Gesellschaft seiner
Zeit
legte er grossen Wert darauf, sich entsprechend zu repräsentieren.
In einem
Land mit den höchsten Wolkenkratzern, gröflten Schiffen und
längsten Brücken
sollte sein Carillon das größte und schwerste der Welt
werden. Der wagemutige,
experimentierfreudige Giefler Cyril Johnston - ein Fantast, der ein
uneheliches
Kind zeugte und trotzdem Persönlichkeiten aus den höchsten
Kreisen der
englischen Gesellschaft zu sich in die Gieflerei einlud -
vervollständigte das
Dreiergespann, das den byzantinischen Streitwagen im Wettrennen um ein
Monstercarillon erfolgreich ziehen würde. Aber quo vadis?
Der Wegweiser stand
in Belgien. Johnston hatte bereits enge Beziehungen zur belgischen
Carillonwelt
geknüpft. Im August 1922 besuchte er den ersten internationalen
Carillonkongreß
in Mecheln, wo Jef Denyn seine neuen Carillonschule gerade
eröffnet hatte.
Johnston war mit Denyn eng befreundet und lud ihn mehrmals ein, die
neuen
Instrumente einzuspielen, die er in seiner Gieflerei zusammengebaut
hatte. Seine
Schwester Nora studierte später Carillon bei Denyn und erhielt ihr
Diplom von
der Mechelner Carillonschule 1933.
Johnston kannte nicht nur die führenden
Persönlichkeiten der belgischen Carillonwelt, sondern auch die
wichtigen
Instrumente des Landes. Das Carillon von Gent war mit 52 das
größte, das
Instrument von Mecheln mit 44 Glocken und einem Gesamtgewicht von 37
Tonnen das
damals schwerste Carillon Belgiens.6 Dessen 8,9 Tonnen schwerer
fis0-Bourdon war
am Spieltisch als großes B angekoppelt, was dem Instrument einen
besonders
tiefen und starken Klang verlieh.
Um Rockefellers Wunsch nach dem gröflten und
schwersten Carillon der Welt nachzukommen, schuf Johnston ein
Instrument mit 53
Glocken, einem 9,4 Tonnen schweren e∞-Bourdon und einem Gesamtgewicht
von 49,5
Tonnen. Wäre dieser Bourdon wie sonst üblich am Spieltisch
als kleines c oder
wie in Mecheln als grofles B angekoppelt, so hätte das Carillon
eine verminderte
Quinte oder gar kleine Sexte tiefer transponiert.7 Es wurde jedoch bis dahin
noch
nie ein Carillon auf dieser Weise eingerichtet, weil dadurch die ersten
beiden
Oktaven des Instruments übertrieben tief geklungen hätten und
die Traktur zu
schwerfällig und träge geworden wär.8
Johnston und Mayer suchten nach einer
Alternative. Das Carillon von Gent bot ihnen eine brauchbare
Lösung des
Problems und diente wahrscheinlich als Vorbild für Rockefellers
Instrument. Es
stammte von Pieter Hemony, der 1659 ein Carillon mit den 37 Glocken
c1-d-e- d4
für den Bergfried von Gent gegossen hatte. Die Schöffen der
Stadt waren damals
von dem neuen Instrument derart begeistert, dafl sie drei
zusätzliche Glocken
mit den Tönen g0, a0 und h0
bestellten. Der Bourdon wurde am Spieltisch als grofles G angekoppelt
und die
Pedalklaviatur begann nicht wie üblich mit dem kleinen c sondern
mit der
Halboktave grofles G-A-H.9
Im Laufe des folgenden Jahrhunderts wurden die Glocken
für die kleinen cis- und dis-Pedale hinzugefügt und am Anfang
des 20.
Jahrhunderts wurde der Umfang des Carillons bis zum c4-Tastenstock
erweitert.
Um seinen Auftrag für Rockefeller zu
erfüllen, brauchte Johnston nur ein
Instrument von derselben Größe wie das Genter Carillon
anzufertigen und es mit
dem fehlenden groflen B-Pedal und einem Bourdon, der schwerer als der
des
Mechelner Instruments war, auszustatten. Es entstand ein Carillon mit
53
Glocken, viereinhalb Oktaven, einem 9,4 Tonnen schweren e0-Bourdon,
einem
Gesamtgewicht von 51 Tonnen und einer Pedalklaviatur mit dem Umfang
großes G-A-
c2. Es kombinierte den erweiterten Bafl des Genter Carillons mit dem
schweren
Klang des Mechelner Instruments und transponierte wie jenes ebenfalls
eine Terz
tiefer. Die gängige Pedalklaviatur wurde sowohl eine halbe Oktave
nach unten
als auch nach oben vergrößert - möglicherweise, um die
Tastatur und die
Pedalklaviatur an ungefähr der gleichen Stelle rechtsbündig
abschlieflen zu
lassen.10
Genau zu der Zeit, als das New Yorker Instrument
fertig war, benützte
Taylor einen neuen Namen für diese besondere Art von Carillon, und
zwar bezogen
auf das Instrument, welches er gerade für die Universität von
Sydney
projektierte. Er nannte es ein "grand carillon". Vermutlich sollte
Taylor diese Art von großem Carillon mit einem
Konzertflügel, auf Englisch als
grand piano bezeichnet, verglichen haben. Wie ein grand piano ist ein
grand
carillon ein Tasteninstrument mit einem besonders großen
Klangvolumen und stark
ausgeprägten Bassbereich. Der Begriff wurde von den englischen
Gieflern
verwendet, um Carillons mit einem besonders schweren Bourdon zu
beschreiben,
d.h. mit einem Gewicht von zehn oder mehr Tonnen.11 Bei diesen Carillons war
der Bourdon als großes F oder G
am Spieltisch angekoppelt, damit das Instrument nicht mehr als eine
Terz oder
Quarte tiefer transponierte und nicht übertrieben
schwerfällig klang. Außerdem
bedeutet grand so viel wie grandios, feierlich und großartig. Über das
Carillon
mit einem es0-Bourdon für Sydney schrieb Taylor ...we can see nothing at
all...that will prevent us
making the Carillon a grand success.12 Im selben Brief an die
Universität hieß es weiter There
is
not
the
slightest doubt, therefore, that you can safely proceed with
the
installation of a Grand Carillon such as that we have proposed.13
Was, so billig? Dann nehme ich gleich zwei!
In Belgien blieb das
Carillon von Gent mit der groflen
Oktave und den kleinen cis- und dis-Pedalen ein Einzelfall. Bis heute
basiert
die Pedalklaviatur der europäischen Carillons auf dem Umfang
kleines c-d-e- g1.
Seit Pieter Hemonys Schrift vom 1678 über die Nutzlosigkeit des
kleinen cis und
dis werden diese Pedale als überflüssig betrachtet, und
vielen modernen
Instrumenten fehlt das kleine dis- und nur ganz wenige haben ein
kleines
cis-Pedal.14 Die
Carillons der Antwerpener Kathedrale, der Sankt
Rombouts Kathedrale in Mecheln und der Universitätsbibliothek in
Löwen wurden
ohne diese Pedale gebaut - dem Carillon von Brügge fehlen die
kleine cis- und
dis-Pedale noch heute. 1972 und 1986 installierte die
niederländische Gieflerei
Eijsbouts Carillons ohne sie in München bzw. Wiesbaden, 1991 gab
es allein in
den Niederlanden noch 117 solche Instrumente einschliefllich aller
fünf
Hemony-Carillons der Stadt Amsterdam.15 1905-1906 hatte die
Gieflerei van Bergen das Carillon des
Utrechter Doms mit Glocken für ein kleines cis- und dis-Pedal
ausgestattet,
doch diese wurden 1952 wieder entfernt.16
Auch die große Oktave gehört nicht zur
Pedalklaviatur
eines europäischen Carillons. Zwar haben mehrere Instrumente, u.a.
die großen
Carillons in Dijon, Douai, 's-Hertogenbosch, Löwen, Lyon, Mecheln,
Rotterdam
und Utrecht, ein oder zwei Pedale in dieser tiefen Lage, aber diese
sind mit
wenigen Ausnahmen an bereits vorhandenen Läuteglocken angekoppelt
und stellen
deshalb meistens eine willkürliche Erweiterung der gängigen
Pedalklaviatur dar.17
Bei dem Carillon, das Taylor†für das Rotterdamer Rathaus
1920 goß, war dies jedoch nicht der Fall. Die englische Werkstatt
hatte bereits
drei vollchromatische Carillons für niederländische
Städte angefertigt: je ein
leichtes mit 25 Glocken für Appingedam 1911 und Eindhoven 1914 und
ein
mittelschweres mit 33 Glocken für Vlissingen 1914. Das Rotterdamer
Instrument
hatte 49 Glocken, einen 4,25 Tonnen schweren gis0-Bourdon und ein
Gesamtgewicht
von 28,2 Tonnen.
Die vier niederländischen Carillonberater
für das Projekt
nahmen das Hemony-Carillon im Utrechter Dom zum Vorbild und lieflen die
Rotterdamer
Glocken einen Halbton höher am Spieltisch ankoppeln. Also erhielt
das Rathaus
ein Carillon mit den Pedalen großes A- c2. Hätten die
Sachverständigen sich für
einen Spieltisch mit dem Umfang großes G- c4 und einer
Pedalklaviatur grofles G-
c2 entschieden, wäre nicht nur ein Instrument mit einer
Unterdominante als
tiefstem Pedal sondern auch das erste moderne Grand Carillon entstanden!
1928
stifteten sechzehn amerikanische Ingenieursvereinigungen ein
großes Instrument
mit 48 Glocken von Gillett & Johnston für den Turm der
Universitätsbibliothek in Löwen, Belgien, im Andenken an ihre
im Ersten
Weltkrieg gefallenen Kollegen. Es wurde jedoch nicht als Grand Carillon
sondern
als eine Kopie des Mechelner Instruments gebaut: beide Carillons hatten
einen
fis0-Bourdon und denselben Umfang großes B-c-d-e- c4.18 Als die Gießerei
Eijsbouts im Jahre 1972 Glocken für die
großen G- und B-Pedale des Carillons im Utrechter Dom lieferte,
dachte niemand
an Glocken für die großen A- und H-Pedale und für das
kleine cis-Pedal. Die
Carillonneure Europas hatten schlichtweg kein Bedürfnis nach
Instrumenten mit
der Halboktave großes G-A-B-H; die zusätzlichen
musikalischen
Ausdrucksmöglichkeiten, die sie boten, waren ihnen noch nicht
bewußt geworden.
Nur eine kleine Anzahl der Carillonneure hatte den Sprung über den
Atlantik
geschafft und die Gelegenheit gehabt, ein Grand Carillon zu sehen und
zu
spielen. Die Europäer hielten an ihren altehrwürdigen
jahrhundertealten
Traditionen fest.
Mit zwei historischen Ausnahmen, die allerdings - wie immer -
die Regel
bestätigen. Auf einer Rundreise durch die Niederlande hörte
König Johann V. von
Portugal immer wieder die Klänge der vielen Carillons, die die
Städte zierten.
Warum sollte er nicht seinen neuen Palast in Mafra auch mit so einem
Instrument
schmücken? Als der Monarch den hohen Preis eines solchen Carillons
erfuhr, soll
er darauf ironisch erwidert haben Was,
so
billig?
Dann nehme ich gleich zwei!19 Und wie Rockefeller zwei
hundert Jahre später es tat, so
trachtete auch der portugiesische König nach den damals
größten und schwersten
Carillons der Welt. Zu der Zeit umfaflten die groflen Carillons
normalerweise
drei Oktaven. Einige brachten es auf dreieinhalb Oktaven, das Carillon
der
Sankt Rombouts Kathedrale in Mecheln hatte gar 44 Glocken! Also
bestellte der
König zwei Instrumente, eins von Willem Witlockx aus Antwerpen und
eins von
Nicolas Levache aus Liège mit je einem f0-Bourdon und 44 bzw. 46
Glocken, die
1730 gegossen wurden. Die größte Glocke des
Levache-Carillons wiegt neun und alle
Glocken zusammen fast 44 Tonnen, und die größte Glocke des
Witlockx-Carillons
9,6 und alle Glocken zusammen mehr als 44 Tonnen! Witlockx stimmte sein
Instrument mitteltönig und zwar so, dafl der f0-Bourdon am
Spieltisch als großes
G angekoppelt werden sollte.20 Die
Pedalklaviaturen
beider
Instrumente hatten den
Umfang grofles G-A-H-e1; das Witlockx-Carillon hatte jedoch auch das
große B. Witlockx und Levache nahmen dabei vermutlich das
Carillon von
Gent mit seiner Pedalklaviatur großes G-A-H-c-cis-d-e- e1 zum
Vorbild.21
Es entstanden also zwei weitere Vorläufer des
modernen
Grand Carillons, und wieder waren es die Instrumente von Mecheln und
Gent, die
als Ausgangspunkt dienten. Die Carillons von Mafra fristeten jedoch ein
Dasein
weitab von der Hochburg der Carillonkunst, gerieten bald in
Vergessenheit und
verkamen. Drei Jahre nachdem der Amerikaner Rockefeller das erste
moderne Grand
Carillon erwarb, beiseitigte der Belgier Jef Denyn, der den
großen Umfang und
die vielen Pedale des New Yorker Instruments kritisiert hatte, die
beiden
portugiesischen Prototypen davon. 1928 ließ er den Spieltisch des
äußerst
schlecht gestimmten Levache-Carillons von den Glocken abkoppeln. Zur
selben
Zeit restaurierte er das Witlockx-Carillon und stattete es mit einem
herkömmlichen
Stockspieltisch aus. Die neue Pedalklaviatur begann erst mit dem
kleinen
c-Pedal, das Instrument
transponierte nun eine Quinte nach unten!22
1982 wurde das Carillon im Bergfried von Gent
ebenfalls
umgebaut. Der alte Spieltisch mit der Halboktave grofles G-A-H wurde
durch einen
neuen ersetzt, der wie das Mechelner Instrument eine Pedalklaviatur mit
den
Tönen großes B-kleines c-d- g2 hatte und eine Terz tiefer
transponierte. Der
Urahn des Grand Carillons und das letzte Beispiel für ein
Instrument dieser Art
in Europa war vorerst verschwunden.
1.
Es
gab
zahlreiche
kleinere Glockenspiele in Nordamerika,
bei denen ein Glöckner große Holzstöcke mit einer oder
zwei Händen griff und
herunterdrückte. Französische Gießer installierten auch
drei größere
Glockenspiele in den USA. Sie hatte jedoch keine
Carillonstockspieltische. Zwei
von den Instrumenten stammten von Ernest und Amadèe
Bollèe in Le Mans. Das
erste mit 23 Stimmen für die Notre Dame Universität, Indiana,
entstand 1856. Es
erklang automatisch mittels einer Spieltrommel und war auch mit Hilfe
einer
Hebelmechanik per Hand zu spielen. 1870 folgte ein weiteres Instrument
mit 43
Glocken und einer pneumatisch betriebenen Klaviertastatur für die
Saint
Joseph's Kathedrale in Buffalo, New York. 1900 stellte Paccard ein
Glockenspiel
mit 26 Stimmen für Saint Vincent's Seminary in Philadelphia,
Pennsylvania,
fertig. Es war ebenfalls mit einer Art Klaviertastatur ausgestattet,
einem
sogenannten Maisonnave-Spieltisch. Vgl. Jeffrey Bossin: In Search of
North
America's First Carillon. In: Bulletin of the Guild of Carillonneurs in
North
America, Bd. XL (1991), S. 35-38 und ders.: Die Carillons von Berlin
und
Potsdam, Berlin 1991, S. 131-133.
2.
William
Gorham
Rice:
Carillons of Belgium and Holland.
London und New York 1914; ders.: The Carillon in Literature. London und
New
York 1916; ders.: Carillon Music and Singing Towers of the Old World
and the
New. New York, 1925, rev. 2 1930,
ders.:
Tower
Music of Belgium and Holland.
In: The Musical Quarterly, Bd. I Nr. 2, (1915); ders.: The Carillons of
Belgium
After the Great War. In: Art and Archeology, XII, 2, (August 1921) 8o.;
ders.:
The
Singing
Towers of Belgium and Holland. In: The National Geographic
Magazine,
Bd. XLVII, nr. 3, (1925). Zwischen 1912 und 1922 hielt Rice 35
Vorträge und
Ansprachen über das Instrument in verschiedenen amerikanischen
Städten, u.a.
vor den Mitgliedern des Century Club, New York, eines renommierten
Vereins aus
Architekten, Malern, Musikern, Professoren und Verlegern.
3.
Dazu
gehören
die
Carillons für Birmingham, Alabama,
Chicago, Illinois (St. Chrysostom's Church), Cohasset, Massachusetts,
Philadelphia, Pennsylvania (First Methodist Church), Plainsfield, New
Jersey
und Toronto, Kanada (Metropolitan Church).
4. Frau Coolidge war auch Ehrengast bei
der Einweihung des
Carillons von Mercersburg, Pennsylania, in Oktober 1926.
5.
Die
Informationen
über
den Beginn von Rockefellers
Carillonprojekt im Jahre 1921, Taylors Angebot für ein Carillon
mit 35 Glocken
und den ersten Vertrag mit Gillett & Johnston für ein Carillon
mit 43
Glocken stellte mir Cyril Johnstons Tochter Jill Johnston
freundlicherweise zur
Verfügung.
6. Um 1920 war das Carillon mit 56 Glocken in der französischen Stadt Chalons-sur-Marne das größte Carillon der Welt, und die beiden Carillons von Mafra, Portugal, mit je einem Gesamtgewicht von 44 Tonnen waren die schwersten der Welt. Diese entlegenen Instrumente waren damals jedoch wenig bekannt.
7. Wenn eine e0-Glocke am Spieltisch als kleines c angekoppelt wird, so transponiert das Carillon vom Schlagton her nicht eine kleine Sexte nach unten sondern eine große Terz nach oben. Dies widerspricht jedoch der praktischen Erfahrung eines Carillonneurs, der den tiefen Klang einer rund zwei Tonnen schweren c1-Glocke normalerweise dem kleinen c am Spieltisch zuordnet. Dementsprechend hat der Carillonneur das Gefühl, daß, wenn eine Glocke mit einem Schlagton höher als c1 am Spieltisch als kleines c angekoppelt ist, das Instrument nach oben und im umgekehrten Fall es nach unten transponiert. Die in diesem Artikel angegebenen Transpositionen tragen dieser Empfindung Rechnung und entsprechen der Praxis, in der eine c1-Glocke am Spieltisch gewöhnlich als kleines c und manchmal als kleines d, es, e oder gar f angekoppelt wird.
8. Der g0-Bourdon des Carillons von Brügge mit 47 Glocken und die f0-Bourdons der neuen Carillons von Mecheln und Halle an der Saale mit 49 bzw. 76 Glocken sind am Spieltisch als kleines c bzw. großes B angekoppelt. Die Instrumente transponieren eine Quarte tiefer. Gillett & Johnstons Carillon mit 23 Glocken für Toronto, Kanada - das erste moderne Instrument in Nordamerika - hat einen a0-Bourdon als kleines c am Spieltisch angekoppelt. Solche schweren Transpositionen waren bei kleinen Instrumente jedoch die Ausnahme.
9. Das Carillon von Gent war das einzige Hemony-Instrument, das nicht im Cornet- oder Orgelton gegossen wurde oder das transponierte. Vgl. Andrè Lehr: De klokkengieters François en Pieter Hemony. Asten 1959, S. 102-113.
10. Der Spieltisch des Carillons für die Park Avenue Baptist Church ist abgebildet in Percival Price: Bells and Man. Oxford, New York, Toronto und Melbourne 1983, S. 230. Er hat ein großes Gis-Pedal, obwohl keine Glocke dafür geliefert wurde. Die Richtlinien für den nordamerikanischen Standardspieltisch, die die Guild of Carillonneurs in North America 1970 erließen, sehen vollchromatische Instrumente vor. Obwohl die Glocke für den ersten Halbton eines Carillons fast immer weggelassen wird, haben die Spieltische der Instrumente von Centralia und Springfield, Illinois, ebenfalls ein stummes großes Gis-Pedal. Der Spieltisch des Carillons für die Park Avenue Baptist Church hatte auch einige bemerkenswerte Eigenschaften, die sich von den europäischen Spieltischen unterschieden. Anstelle einer flachen Pedalklaviatur hatte der Spieltisch des New Yorker Instruments eine konkave, die vermutlich der Carillonberater und Organist Frederick Mayer von der Orgel übernahm. Auflerdem war die Anordnung des Pedals zum Manual eine andere. Bei den belgischen und niederländischen Spieltischen lag das kleine h-Pedal unterhalb der g2-Taste, beim Spieltisch des Rockefeller-Carillons war es unterhalb der d2-Taste positioniert. Beide Merkmale des New Yorker Carillons wurden später in die Richtlinien für den nordamerikanischen Standardspieltisch übernommen. (vgl. WORLD CARILLON FEDERATION (Hg.): The Carillon Console. o.O. 1982, S. 34-37.) Bei den Spieltischen, die für die Carillons der Riverside Church, New York, der Universität von Chicago, Illinois, und des Peace Tower, Ottawa, gebaut wurden, benutzten Gillett & Johnston allerdings die flämische Anordnung der Pedalklaviatur zum Manual mit den Pedalen weiter rechts und dem kleinen b-Pedal unterhalb der f2- oder g2-Taste. Bei einem Carillon mit 53 Glocken, wie das für Ottawa, ragte die Pedalklaviatur über das Manual rechts hinaus. Vgl. Abbildung des Spieltisches von Ottawa in Percival Price: The Carillon. London 1933, S. 143.
11. Stephen Cake, Manager der Carillons and Chimes Department der Glockengieflerei John Taylor, Loughborough, England, teilte mir ferner mit, dafl Taylor auch die Carillons für Ann Arbor, Michigan, und Washington D.C. als Grand Carillons bezeichnete und daß Gillet & Johnston diesen Terminus in Bezug auf deren ähnlich großen und schweren Instrumente verwendeten. Er konnte jedoch keine Belege von Gillet & Johnston dafür liefern (vgl. Email von Stephen Cake an Jeffrey Bossin vom 29. April, 2003).
12. Wir sehen gar nichts....daß uns daran hindern wird, aus dem Carillon einen großen Erfolg zu machen. [Übers. vom Autor] Vgl. D.R.V. Wood und John Gordon: Bells of Remembrance. The History of the War Memorial Carillon 1923-1987 = Sydney University Monographs Nr. 7. Sydney 1991, S. 71. Auszug aus einem Brief der Glockengießerei Taylor, leider ohne Angabe des Autors und Datums, den Umständen zufolge jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Jahre 1925.
13. Es gibt deshalb nicht den geringsten
Zweifel, daß Sie ein
Grand Carillon in der Art wie von uns vorgeschlagen ohne Bedenken
installieren
können. [Übers. vom Autor] Ebenda. Das Zitat bezieht sich
vermutlich auf die
Statik des daf¸r vorgesehenen Turms. Die sonst nur bei Eigennamen
verwendeten
Groflbuchstaben in der Bezeichnung "Grand Carillon" dienen an jener
Stelle zur Hervorhebung dieses Terminus und entsprechen der Vorlage.
14. 1675-1678 gofl Pieter Hemony ein vollchromatisches Carillon
für die St. Jans Kirche in Gouda mit Glocken für die kleinen
cis- und
dis-Pedalen. Der Organist und musikalische Sachverständige
Quirinus van
Blankenburg riet dem Auftraggeber dazu und veröffentlichte eine
Broschüre mit
dem Titel De noodsakelijkheid van
cis und dis in de bassen der klokken [Die
Notwendigkeit von cis und dis in den Bässen der Glocken(spiele);
verschollen].
Blankenburg wurde von der Fachwelt dafür heftig angegriffen.
Zusammen mit den
vier renommierten Carillonneuren Dirck Scholl und seinem Vater Jan
Scholl
(Brielle) sowie Salomon Verbeek und Michael Nuyts (Amsterdam)
verfaßte Pieter
Hemony eine Gegendarstellung. Vgl. Pieter Hemony: De
on-noodsakelijkheid en
ondienstigheid van cis en dis in de bassen der klokken, [Faksimiledruck
der
Ausgabe Delft 1678], Amsterdam 1927 und Asten 1964. 1776-1779 stellten
der
flämische Gießer Andreas Jozef van den Gheyn und sein Sohn
Andreas Lodewijk ein
vollchromatisches Carillon mit 37 Glocken für die Sankt Gertrauden
Kirche der
Stadt Löwen her. 1993 lieferte die Gieflerei Eijsbouts zwar ein
vollchromatisches
Carillon für die Ruine der Hamburger Alten Nikolaikirche. Das
Instrument ist
jedoch eine Nachbildung des Carillons, das Franz Schilling 1905
für die
Danziger Katharinenkirche goß, im Zweiten Weltkrieg ausgelagert
worden war und
1948 in unvollständiger Form in der Lübecker Marienkirche
installiert wurde.
Taylor goß vollchromatische Carillons mit kleinen cis- und
dis-Pedalen für
Appingedam, Eindhoven, Rotterdam und Vlissingen, Niederlande, Sydney,
Australien, Andover, Massachusetts, Birmingham, Alabama, New Haven,
Connecticut, und Spokane, Washington, USA sowie für Capetown,
Südafrika. Auch
die vollchromatischen Carillons von Holland und Valley Forge,
Pennsylvania, New
Canaan, Connecticut, Williamsville, New York und der Universität
von Kalifornien
in Santa Barbara und in Berkeley sowie die Instrumente in Kiel und
Berlin-Tiergarten haben Spieltische mit kleinen cis- und dis-Pedalen.
15. Allerdings wurde in vereinzelten Fällen wie die Carillons in Ede und Nijkerk, Niederlande, und die Instrumente der Sankt Rombouts Kathedrale, Mecheln und der Universitätsbibliothek Löwen, Belgien, sowie des Münchner Olympia Stadions eine Glocke für das kleine dis-Pedal nachträglich hinzugefügt. Das Carillon der Antwerpener Kathedrale wurde mit Glocken sowohl für das kleine dis- als auch für das große B-Pedal ausgestattet.
16. 1974 erhielt das Carillon im Utrechter Dom wieder eine Glocke für das kleine dis-Pedal.
17. Die Carillons von Antwerpen, Kortrijk, Lokeren, Löwen (Universitätsbibliothek), Mecheln (Sankt Rombouts Kathedrale), Oostende, Oudenaarde und Scherpenheuvel, Belgien, und Breda, Middelburg und Rotterdam, Niederlande, haben ein großes B-Pedal, das Instrument von Delft, Niederlande, ein großes A-Pedal, die Carillons von Douai, Frankreich, und 's-Hertogenbosch und Utrecht, Niederlande, große G- und B-Pedale, und die Instrumente von den Haag und Groningen, Niederlande, große G-, B- und H- bzw. große F-, A- und B-Pedale.
18. Die Gillett & Johnston Gießerei projektierte ein Carillon mit 60 Glocken und lieferte einen entsprechenden Spieltisch mit dem Umfang großes B-c-d-e-c5. Allerdings stifteten die amerikanischen Ingenieure nur 48 Glocken, die die 48 Bundesstaaten der damaligen USA symboliserten.
19. Luís Filipe Marques da Gama: Os Carrilhoes de Mafra - Subsìdios para sua Histuria. In: Os Carrilhoes de Mafra. o.O. 1989, S. 13-38, hier S. 19 [Übers. vom Autor].
20. Die Außenseite des f0-Bourdons wurde deshalb mit dem Buchstaben G versehen.
21. Dem Hemony-Carillon für Gent fehlten ursprünglich die kleinen cis- und dis-Pedale. Jan Pauwels goß eine Glocke für das kleine cis-Pedal 1713 und Georges du Mery eine für das kleine dis-Pedal 1749.
22. Es ist nicht klar warum Jef Denyn die Transposition des Witlockx-Carillons in Mafra änderte. Weil mit Ausnahme des Genter Instruments die tiefen Pedale großes G-A-H bei einem Carillon fast nie vorhanden waren, hielt er sie wahrscheinlich für überflüßig und dachte es wäre Schade, wenn die großen und prächtig klingenden Baßglocken des Instruments nur selten zu hören wären. Die neue Quinttransposition paßte zwar nicht ganz zu der mitteltönig gestimmten Glockenreihe, die auf die Tonfolge g-gis-a-b-h-c-cis-d-es-e-f-fis-g abgestimmt war. Aber die Skala, die sich aus der neuen Lage ergab, hatte nur einen Ton zur Folge, der der mitteltönigen Stimmung fremd war, nämlich ein as anstelle von einem gis. Hätte Denyn hingegen wie im Falle seines eigenen Instruments in Mecheln den Bourdon von Mafra mit dem groflen B-Pedal verkoppelt, hätte die sich daraus resultierende Tonleiter nicht einen sondern gleich drei unpassende Töne gehabt: des, ges und as.
© Jeffrey Bossin